Update: Kita-Beiträge und Einwohnerfragestunde

Die Betreuung der Unter­drei­jäh­rigen in unserer Gemeinde wird ab Sommer 2026 teurer. Eine Erhöhung des Sockel­bei­trags für die U3-Kinder­be­treuung ab 1. August 2026 geht für uns Grüne in die falsche Richtung. Die geplante Einwoh­ner­fra­ge­stunde jedoch setzt ein posi­tives Zeichen.

Neben der jähr­li­chen am Verbrau­cher­preis­index orien­tierten Anpas­sung der Krippen- und Kinder­gar­ten­ge­bühren ab 1. August 2024, schlägt der Gemein­de­vor­stand vor, den monat­li­chen Sockel­be­trag für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren um die Beträge von 90 Euro bzw. 120 Euro, je nach Betreu­ungs­va­ri­ante (Betreu­ungs­zeiten) anzu­heben. Auch wenn dies erst ab August 2026 gelten soll, bedeutet das am Beispiel der Evan­ge­li­schen Kita Wilhelm­straße eine monat­liche Belas­tung von ursprüng­lich 365 Euro auf 455 Euro in Variante A und von bisher 463 Euro auf 583 Euro in Variante B.

Kita-Beiträge entscheiden über die Attrak­ti­vität einer Gemeinde

Die Betreuung unserer Kinder ist für eine Gemeinde immer ein Zuschuss­ge­schäft, da niemals alle Kosten auf die Eltern umgelegt werden können. Wir halten die geplante zusätz­liche Belas­tung gerade für junge Familien in einer Gemeinde wie Schaaf­heim jedoch für zu hoch. Im Haupt- und Finanz­aus­schuss hat unsere Fraktion vergeb­lich einen Antrag auf Verta­gung der Entschei­dung gestellt, um zuvor den Austausch zwischen Kinder­gar­ten­lei­tungen, Eltern­ver­tre­tern, Frak­tionen und dem Bürger­meister zu ermög­li­chen. Da es sich bei der Erhöhung der Sockel­bei­träge um eine weit­rei­chende Entschei­dung handelt, sollte es selbst­ver­ständ­lich sein, dass im Vorfeld solche Gespräche geführt werden.

Schon jetzt sehen sich Familien mit zahl­rei­chen Ausgaben konfron­tiert und stehen häufig vor der Entschei­dung: Lohnt es sich über­haupt, dass alle Eltern­teile arbeiten gehen oder ist es finan­ziell besser, wenn ein Eltern­teil zu Hause bleibt, um sich um das Kind zu kümmern? Die Ausgaben für Energie, Auto, Lebens­hal­tung und eben auch Kita-Gebühren über­schreiten oft die Einnahmen aus gere­gelter Arbeit. Vor einer solchen Entschei­dung sollten junge Familien nicht stehen müssen.

Für unsere Gemeinde ergäben sich einige Vorteile, wenn Angebote wie Kita-Gebühren niedrig gehalten werden. Alle Kommunen stehen unter­ein­ander in Konkur­renz um die Gunst poten­zi­eller neuer Bürger. In einem Ballungs­raum wie Rhein-Main steigen die Lebens­hal­tungs­aus­gaben konti­nu­ier­lich und zwingen junge Familien, immer weiter aus dem Zentrum ins Umland zu ziehen. Ein wich­tiges Entschei­dungs­kri­te­rium für eine neues Zuhause ist auch die Höhe der Betreu­ungs­kosten für die Kinder. Möglichst geringe Gebühren steigern deshalb die Attrak­ti­vität eines Ortes für mehr Zuzug von Menschen.

Da eine Gemeinde nur wenige Stell­schrauben hat, um Einnahmen zu gene­rieren, ist die Einkom­mens­steuer das wich­tigste Stand­bein, mit der unsere Infra­struktur und Sozi­al­aus­gaben bezahlt werden. Je attrak­tiver unsere Gemeinde wird, umso höher fallen die regel­mä­ßigen Einnahmen für uns alle aus.
In einer modernen Gesell­schaft muss der Staat dafür sorgen, dass die Chancen für alle Menschen gleich sind. Wenn nun ein Teil der Gesell­schaft unseres Landes dazu gezwungen ist, gegen den eigenen Willen zu Hause bleiben zu müssen, weil Gebühren zu hoch sind, wider­spricht das für uns dem Grund­satz von Chan­cen­gleich­heit und verstärkt den Fach­kräf­te­mangel, unter dem unsere Indus­trie­na­tion zuneh­mend leidet. In unseren Augen ist es deshalb sinnvoll, partei­über­grei­fend eine Perspek­tive für unseren Ort zu entwi­ckeln, um den Menschen zu zeigen, wie Schaaf­heim in 10 oder 20 Jahren aussehen soll.

Einwoh­ner­fra­ge­stunde für den Kontakt zum Bürger

Von Anfang an setzen wir Grünen uns dafür ein, dass auch Bürger früh­zeitig in Entschei­dungs­pro­zesse der Gemeinde einge­bunden werden und über die Arbeit der Gemein­de­ver­treter trans­pa­rent infor­miert werden. Deshalb begrüßen wir den Antrag der FWG zusammen mit der CDU für die Einfüh­rung einer Einwoh­ner­fra­ge­stunde vor Gemeindesitzungen.

Die Fragen an Bürger­meister, Vorstand oder Frak­tionen sollen möglichst 14 Tage vor der Gemein­de­ver­tre­ter­sit­zung schrift­lich einge­reicht werden. Damit bekommen die Befragten die Chance, eine korrekte und umfas­sende Antwort zu erar­beiten. Vor der Sitzung wird es ein Zeit­fenster von 15 Minuten geben, in dem die Fragen der Reihe nach (nach Eingangs­datum) beant­wortet werden. Sollten einzelne Fragen nicht mehr beant­wortet werden können, wird eine schrift­liche Antwort inner­halb von 14 Tagen nach­ge­reicht. Auch kurz­fris­tige Fragen können direkt vor Ort gestellt werden, sollte dafür noch Zeit sein.

Die Einwoh­ner­fra­ge­stunde soll nun test­weise für ein Jahr einge­führt und im Anschluss der Erfolg bewertet werden. Eine rege Teil­nahme vieler Bürger der Gemeinde entscheidet über den lang­fris­tigen Erfolg der Maßnahme. Wir Grünen wollen Sie deshalb ermu­tigen, sich einzu­bringen und uns Gemein­de­ver­tre­tern mit Ihren Fragen zu zeigen, wie Sie sich Ihr Schaaf­heim vorstellen und was für Sie wichtig ist.

Update vom 30. April 2024:

Die Abstim­mung zur Erhöhung der Sockel­be­träge wurde auf Antrag der Grünen Fraktion auf die nächste Sitzung der Gemein­de­ver­tre­tung verschoben. Wir freuen uns, dass die Mehrheit der Gemeindevertreter:innen unserem Antrag gefolgt ist und alle Frak­tionen nun die Möglich­keit bekommen, wichtige Unter­lagen zu Berech­nungs­grund­lagen zu lesen, zu disku­tieren und mit Betrof­fenen darüber zu sprechen.