Sandabbau – Eine abwechslungsreiche Diskussion (Presseveröffentlichung)
Donnerstag, 6. Juni 2024 – Der Sandabbau in Schaafheim schreitet voran. Unser regelmäßiger Treffpunkt (jeden ersten Donnerstag im Monat) stand deshalb diesmal unter diesem Motto. Im Restaurant „La Casa“ haben wir unsere gesammelten Informationen mit vielen Interessenten geteilt und darüber diskutiert, wie die mögliche Entwicklung des Tagebaus in Schaafheim aussehen könnte.
Die Ressource Sand hat sich in den letzten Jahren zu einem wertvollen Gut entwickelt. Da es nicht möglich ist, Wüstensand für Bauwirtschaft und Produktion von Gütern zu nutzen, kommen Gegenden wie das Rhein-Main-Gebiet mit großen Sandvorkommen immer mehr in den Fokus von Firmen aus aller Welt. Die dichte Wohnbesiedlung und der Schutz der Natur mit natürlichen Ressourcen wie dem Grundwasser stehen diesen Interessen gegenüber. Hier kommt auf unsere Kommunalpolitiker nun die zunehmend schwierige Aufgabe zu, einen Kompromiss zwischen diesen vielfältigen Bedürfnissen zu finden.
Wir sollten wissen, was abgeht
Um die kommende Debatte in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, haben wir unseren Treffpunkt dafür genutzt, Informationen aus dem öffentlichen Planfeststellungsbeschluss verständlich aufbereitet zu präsentieren. Viele Fragen konnten wir mit Hilfe der Mitglieder der Bürgerinitiative Schaafheim e.V. (BI) sofort beantworten.
Uns Grünen in Schaafheim geht es nicht darum, den Sandtagebau zu verhindern. Auch wenn unsere Gemeinde finanziell nicht von einer Vergrößerung des Tagebaus profitieren wird, sondern eher nur Nachteile wie Straßenschäden, Lärm und Staub zu befürchten hat, ist doch jedem klar, dass europäische Industrienationen wie Deutschland auf jede Menge Sand angewiesen sind. Es ist von großer Bedeutung, dass wir nun darauf achten, die Auswirkungen auf Anwohner und Natur so gering wie möglich zu halten. Der Planfeststellungsbeschluss formuliert einige Auflagen für Abbaufirmen, die unbedingt eingehalten werden müssen. Dazu gehören Renaturierungsauflagen genauso wie der Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Staub. Da Quarzsand-Feinstaub gesundheitsgefährdend ist (Quelle: Planfeststellungsbeschluss), sollte uns allen daran gelegen sein, dass dieser die Sandgrube nicht verlässt. Maßnahmen wie die Befeuchtung von Wegen, des Betriebsgeländes oder die simple Reinigung der LKW-Reifen vor Verlassen des Abbaus sind Vorgaben, die laut Anordnung des Regierungspräsidiums schon jetzt eingehalten werden sollen.
In keiner Variante nachhaltig
Zu einer nachhaltigen Gemeindeentwicklung kann die Abbaufirma Höfling/FOCA GmbH nicht beitragen. Weder nachhaltig im Sinne der finanziellen Ausstattung der Gemeinde noch nachhaltig im Sinne des Naherholungswertes und der Umwelt. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende Bergrecht sieht die Berücksichtigung von Mensch und Natur nicht vor und bedarf einer Überholung und Anpassung an unsere moderne Gesellschaft. Eine Gesetzesänderung in diesem Umfang dauert jedoch Jahre und kann uns deshalb in Schaafheim nicht helfen.
Wenn es wie zuletzt zu Starkregenereignissen kommt, besteht an einem Tagebau das Risiko, dass das Wasser große Teile des umliegenden Geländes wegspült. Die Geschwindigkeit, mit der die Flächenvergrößerung aktuell betrieben wird, führt dazu, dass der Tagebau in wenigen Jahren an unsere Wohngebiete heranreicht.
Die angelegten Gruben müssen im Anschluss der Nutzung renaturiert werden. Da die Verfüllung mit recyceltem Material jedoch mindestens genauso wirtschaftlich einträglich ist wie der Sandabbau, werden unsere Böden wahrscheinlich nie wieder so ertragreich und stabil sein wie bisher. Eine Nutzung des Gebietes für Ackerbau oder Bebauung werden deshalb höchstwahrscheinlich nicht mehr möglich sein. Das recycelte Material kann unser Oberflächenwasser schlechter filtern als natürlicher Boden. Aus diesem Grund ist auch die Reinheit unseres Grundwassers gefährdet.
Das öffentliche Interesse ist das A und O
Deshalb ist es uns ein Anliegen, darauf hinzuwirken, dass der Sandtagebau beschränkt wird und die Ressource Sand auch noch für nachfolgende Generationen zur Verfügung steht. Unsere Fraktion setzt sich dafür ein, dass die Gemeinde ihre noch verfügbaren Grundstücke und Wege auf der Vorbehaltsfläche nicht verkauft, sodass der Abbau in verträglichem Maße eingeschränkt wird. Eine klare Haltung aller Fraktionen in der Gemeindevertretung gegen den Verkauf kann ein starkes Signal an das Regierungspräsidium Darmstadt senden. Die BI hat in den letzten Jahren sehr viele Informationen gesammelt und aufbereitet. Auch wenn es um das Thema Sandabbau lange ruhig blieb, ist es nun an der Zeit, dass wir uns dieser wichtigen Informationsquelle bedienen und im Sinne der Gemeinde Schaafheim mit der Bürgerinitiative zusammenarbeiten. Wir appellieren an unsere Gemeindevertreterinnen und ‑vertreter mit uns und der BI gemeinsam eine gute Lösung im Sinne der Gemeinde zu entwickeln und diese als geschlossene Willensbekundung an das Bergamt zu übermitteln.
Das Interesse an unserem „Treffpunkt: Sandabbau!“ war sehr groß. Den Schaafheimer Bürgern ist es nicht egal, was mit ihrer Gemeinde passiert. Wir bedanken uns sehr für den überwältigenden Zuspruch und möchten Sie alle dazu ermutigen, sich über die weitere Entwicklung des Sandabbaus zu informieren, Ihre Gemeindevertreter anzusprechen und darauf hinzuwirken, dass unsere Gemeinde auch zukünftig ein lebenswerter Ort ist.
Wie immer können Sie sich auf unserer Website (www.gruene-schaafheim.de) und auf Social Media über aktuelle Entwicklungen informieren. Wir freuen uns über jeden Kontakt mit Ihnen und laden Sie herzlich ein, auch nächsten Monat zum „Treffpunkt: Austausch!“ zu kommen.
Autor: Sebastian Urban für die Grünen Schaafheim